DIE LITFASSÄULE
Graz, Österreich (2005)
"Kunst auf Zeit", ein Projekt des Künstlerhauses in Graz, wird zur Plattform für Gerhard's vieldimensionales Kunstwerk, das die Geschichte der menschlichen Vernetzung erzählt.
Das Projekt: Gerhard war Teil einer ausgewählten Gruppe steirischer Künstler, die ausgewählt wurden, um an diesem einzigartigen Wettbewerbsprojekt teilzunehmen. Jeder Künstler sollte ein künstlerisches Design für eine 16 m² große Werbesäule im Grazer Stadtpark erstellen und umsetzen, das auf dem Projektthema zeitliche Kunst basiert, und es für einen Monat im Juli, dem heißesten Monat des Jahres in Österreich, der Öffentlichkeit zugänglich machen. Gerhard hatte sich entschieden, mit seinem Lieblingsmedium Schokolade zu arbeiten, was für eine Ironie in der Sommerhitze!
Das Design: Gerhard erzählt die Geschichte der Menschheit, ihrer Kreativität und ihrer Verbundenheit, indem er verschiedene Aspekte der Zivilisation in Zeit und Raum in unterschiedlichen Dimensionen darstellt.
Hintergrundinformationen zum Projekt:
Da das Material Schokolade in diesem Projekt Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen ausgesetzt ist, beschleunigt sich der Kristallisationsprozess der Kakaobutter rasant. Dies wird durch die hellbraunen Flecken auf der Oberfläche sichtbar. Im Fachjargon heißt es, Schokolade sei "grau".
Galerie:
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Dimension 1: Kunst ist vergänglich
Gerhard's geliebtes Medium, Schokolade, war der perfekte Ausdruck für die Vergänglichkeit der Kunst. Im Hochsommer waren tausende Schokoladenstücke den Elementen ausgesetzt. Als sie begannen zu schmelzen, zu brechen und sich in Struktur und Farbe zu verändern, wurde die Vergänglichkeit dieses Werkes visuell offenbart.
Dimension 2: Natur ist Kunst
Obwohl wir uns normalerweise ihrer Anwesenheit nicht bewusst sind, wenn wir an den Bäumen im Park entlang gehen, sind sie für unser Leben so wichtig, dass sie Schönheit vermitteln, unsere Luft filtern, unseren Boden stärken und als stille Zeugen unserer Zeit fungieren und zusehen, wie wir unser Leben leben und Beziehungen meistern, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Gerhard präsentierte seinen Entwurf als Widmung an diese großen Wunder der Natur, indem er ca. 30 kg dunkle Schokolade zu rindenartigen Schokoladenteilen goss und dadurch die Säule selbst, in einen im Park stehenden temporären Baum verwandelte.
Dimension 3: Kunst ist universell
Die gewählte Technik zur Herstellung von tausenden von Schokoladenteilen konzentriert sich auf den universellen Aspekt der Kunst. Jedes Stück wurde von Hand gebrochen und ohne Hilfsmittel verwendet, wie man auch gefundenes Holz für ein Lagerfeuer verwenden würde. Diesselbe Technik ohne maschinelle Hilfsmittel wurde auch in der polynesischen Handwerkskunst so gehandhabt. Es verweist auf die Zeitlosigkeit der Kommunikationskraft der Kunst, auch über Jahrhunderte hinweg.
Dimension 4: Menschliche Interaktion ist Kunst
Dieses Projekt repräsentiert die Geschichte eines Baumes, der im Laufe der Jahre im Stadtpark viel gesehen, gehört und erlebt hat. Gerhard's Ziel war es, die Ereignisse der Vergangenheit des Baumes in Form einer illustrativen Geschichte zu enthüllen. Sein Design umfasst über 100 Schokoladenkonturfiguren, die in irgendeiner Weise miteinander verbunden sind. Zusammen erzählen sie die Geschichte der menschlichen Interaktion und wie notwendig unsere Vernetzung ist.
Gerhard hob diesen Punkt hervor, indem er das Projekt am 8. Juli 2004 um 17 Uhr auf seiner Website veröffentlichte, genau zu dem Zeitpunkt, als das Projekt in Graz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Dadurch stand die Säule nicht nur im Zentrum von Graz, sondern auch gleichzeitig im Zentrum eines globalen Netzwerks im "World Wide Web".
Darüber hinaus rief Gerhard Besucher seiner Website aus aller Welt dazu auf, ihm Kommentare zum Projekt zu schicken. Das durch das Projekt geschaffene Kommunikationsnetz brachte Kommentare von Orten wie Mexiko, den USA, den Philippinen, Saudi-Arabien, Asien usw. mit, die als gedruckte Notizen in das Projekt integriert und wie die abgefallenen Blätter eines Baumes wieder an der Säule befestigt wurden. Diese globale Synchronität von physischer Kunstausstellung und Live-Stream im Internet war 2004 in Graz noch fast revolutionär. Heutzutage lächelt man darüber.
Ein atemberaubendes Kunstwerk und tiefgründige Philosophie
Das abgeschlossene Projekt beinhaltete sehr sorgfältig geplante Entwürfe, tausende von Schokoladen-Einzelteilen und buchstäblich hunderttausende von Bewegungen, um jedes Stück zu erschaffen und Im Gesamtkontext zusammenzubringen. Das Ergebnis war ein Kunstwerk von unvergleichlicher ästhetischer, intellektueller und kulinarischer Dimension.
Nach einem Monat:
Vorbereitungen:
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Chocolate artwork in public space by artist Gerhard Petzl. Schokoladenkunst im öffentlichen Raum von Gerhard Petzl.
Produktionszeit:
- Ca. 120 Stunden
Verwendete Materialien:
- 30 kg dunkle Schokolade
- 18 Stk. Transportplatten aus Holz
- 36 Stützelemente á 90x3cm (für Transport)
- 72 Holzwürfel à 5x5 cm (für Transport)
- 17 m2 Naturjute
- 6 kg Ovalite (Klebstoff)
- ca. 200 Stück Nägel
- 15 l Kaffee (es war unglaublich viel Arbeit ..)
- 3.679.284 Nervenzellen auf dem Weg verloren (viele Bewegungen und Umgestaltungen)